Als gemeinnütziger Verein, der sich der Arbeit mit Menschen mit einer Behinderung verschrieben hat, sehen wir es als eine unserer originären Aufgaben, für die Rechte und Wünsche von Menschen mit einer Behinderung in der Gesellschaft einzustehen. Unsere daraus abgeleiteten Leitsätze gelten ebenso für unsere Mitarbeiter*innen, mit denen zusammen wir die folgenden Tipps für den Umgang mit Menschen mit einer Behinderung formuliert haben:
Es ist besonders wichtig, sich immer wieder vor Augen zu führen, was Menschen mit einer Behinderung sind: Menschen. Entsprechend diesem Credo sind sie zu behandeln. Sie können und dürfen nicht auf eine Behinderung reduziert werden, die nur einen Teilaspekt einer Person darstellt.
Die Akzeptanz von Menschen mit einer Behinderung sollte als Fundament für das eigene Handeln dienen. Normalität zu schaffen ist ein weiterer wichtiger Punkt, der dazu führt, dass sich Menschen mit einer Behinderung akzeptiert und wertgeschätzt fühlen. Dies wird weiter gefördert, wenn die korrekten Fachbegriffe genutzt werden, um über Behinderungen zu sprechen. Unter allen Umständen sollte davon abgesehen werden, beleidigende und abwertende Begriffe zu verwenden.
Damit auch Menschen mit einer Behinderung ein weitgehend selbstbestimmtes Leben führen können, dürfen sie nicht bevormundet werden und ein „Nein“ muss akzeptiert werden. Die einzige Ausnahme gilt, falls die Konsequenzen des selbstbestimmten Handelns gesundheitsgefährdend für jemanden sein könnten.
Möchte man mit einer Person mit einer Behinderung sprechen, so sollte man sie immer direkt ansprechen und nicht stattdessen mit einem*r möglichen Assistent*in reden. Im Gespräch sollte man dann darauf achten, genauso respektvoll und höflich zu sein, wie man das im Gespräch mit anderen Menschen auch wäre. Blickkontakt und das Siezen von erwachsenen Menschen ist ebenfalls ein Muss. Damit das Gegenüber auch gut verstehen kann, was man sagen möchte, ist es hilfreich, präzise und zielgerichtet zu kommunizieren. Besonders sinnvoll ist es, einfache oder leichte Sprache zu verwenden. Dabei sollten kurze, klare Sätze formuliert werden, die weder Fremdwörter noch Zahlen enthalten. Falls sich beispielsweise eine Person mit Sehbehinderung in einem Gespräch befinden, ist es dennoch in Ordnung Floskeln wie „Auf Wiedersehen“ zu verwenden. Peinlich wird es erst, wenn man verzweifelt versucht, solche Formulierungen zu vermeiden. Bei der Wahl des Gesprächsthemas sollte darauf geachtet werden, nicht allein über die Behinderung des Gesprächspartners zu sprechen, da dies kein sehr wertschätzendes Verhalten widerspiegelt.
Falls pflegerische Tätigkeiten notwendig sein sollten, ist es ratsam, sich dafür einen geeigneten Ort zu suchen. Wenn möglich ist es auch sinnvoll eine zweite Betreuungsperson darum zu bitten, während der pflegerischen Tätigkeit anwesend zu sein. Dadurch kann gewährleistet werden, dass es in dieser intimen Situation nicht zur Überschreitung von persönlichen Grenzen kommt. Außerdem sollte man den kompletten Vorgang mit erklärenden Worten begleiten. Dies sorgt für eine gewisse Sicherheit und Akzeptanz der betreuten Person gegenüber der betreuenden Person.
Hilfe ist ein weiteres wichtiges Medium, um Wertschätzung zu vermitteln. Damit auch hier selbstbestimmtes Handeln gefördert wird, sollte abgewartet werden, bis die jeweilige Person selbst versucht hat, die betreffende Sache zu erledigen. Erst wenn das nicht geklappt hat oder die Person selbst nach Hilfe fragt, sollte ihr auch geholfen werden. Lehnt die Person die Hilfe, die ihr angeboten wurde ab, muss diese Entscheidung akzeptiert werden.
Ein weiteres Thema, das uns am Herzen liegt, ist der Schutz unserer Kund*innen vor jeder Form von Gewalt – insbesondere sexuelle Gewalt – durch Mitarbeiter*innen. Auch bei Gewalt zwischen unseren Kund*innen sowie bei vermuteter Kindeswohlgefährdung haben wir ein strukturiertes Vorgehen. Mehr dazu steht in unserem Schutzkonzept: